Sonntag, 18. Oktober 2015

Samulnori bis zum Umfallen

Die Woche an sich war nicht wirklich spannend. Von Montag bis Mittwoch haben alle Schüler einen Arbeiten Marathon gehabt, da sie in den 3 Tagen 7 Arbeiten geschrieben haben. Hier ist es so, dass sie immer an ein paar Tagen fast alle Fächer schreiben. So haben sie im November das Gleiche noch einmal, aber dieses mal mit über 10 Fächern. In jeder Arbeit haben sie einen Punktestand von höchstens 100 Punkten. Für Koreaner ist aber 85 schon schlecht, was mal wieder zeigt, wie wichtig Schule und guten Noten hier sind. Die Tage davor waren alle nur am lernen und in der ganzen Stadt hat man keinen einzigen Schüler gesehen.
Montag habe ich nach der Schule nichts mehr gemacht. Durch die Arbeiten war die Schule aber immer um 13:20 Uhr vorbei, anstatt um 17 Uhr. Ich bin mit meiner Gastschwester nach Hause und wir haben beide erstmal geschlafen, weil wir total müde waren. Sie hatte die komplette Nacht überhaupt nicht geschlafen, weil sie durchgängig gelernt hat.
Am Dienstag bin ich nach der Schule mit dem Taiwanesen und der Amerikanerin in ein Café mal wieder gegangen. Wir hatten viel Spaß und konnten viel reden. Zum Abendessen haben wir in einem kleinen Restaurant Reisburger gegessen.
Mittwoch war ein Tag, den ich ziemlich nervig fand. Nach der Schule mussten wir noch weitere 6 Stunden in der Schule bleiben, weil unsere Counselorin uns gezwungen hat, Samulnori zu üben. Es ist die traditionelle Trommel von Korea, die aber viel zu laut ist und worauf keiner von uns Lust hat. Die ersten 4 Stunden haben Schüler mit uns geübt, was noch relativ Spaß gemacht hat, da wir mit ihnen endlich mal mehr reden konnten. Ich spiele Janggu. Diese Trommel hat zwei Seiten und sieht etwas aus wie eine Sanduhr. Man setzt sich auf dem Boden und klemmt die rechte Seite mit beiden Füßen ein. In der linken Hand hält man einen Trommelschläger mit einer Art Ball auf der Spitze. Den Schläger hält man ziemlich locker zwischen Ringfinger und kleiner Finger und zwischen Zeigefinger und Daumen. In der rechten Hand hat man eine Art platten Stock an dem dicken Ende, der nach oben dünner wird uns einen kleinen Hügel am Ende hat. Es gibt nur 3 Noten: 덩(deong) beide Seiten zusammen, 궁 (gung) linke Seite und 따 (dta) rechte Seite. Als wir nach weiteren 1,5 Stunden Gruppenunterricht endlich um halb 8 fertig waren, hat mich eine andere Gastfamilie zur Bushaltestelle gefahren und ich war schon um 20:45 Uhr anstatt 21:45 Uhr Zuhause. Es war ein total anstrengender Tag und weil das natürlich nicht genug war, war ich so in mein Handy vertieft, dass ich meine Bushaltestelle verpasst habe. Der einzige Anhaltspunkt für mich war das Meer. Es war das erste Mal, dass ich wirklich überhaupt gar keine Ahnung hatte, wo ich bin. Als ich endlich am Meer angekommen bin, wusste ich, dass ich nur noch geradeaus gehen muss und habe dann auch endlich nach einer Zeit den Weg gefunden.
Donnerstag hatten wir wieder einen normalen langen Schultag. Nach der Schule hat mir meine Gastschwester dabei geholfen, meine Hausaufgaben für meinen Einzelunterricht zu machen. Sie hat sich ziemlich drüber aufgeregt, weil ich 200 Seiten bekommen habe und ich quasi jede Seite übersetzen musste, da ich Fragen beantworten muss und mein Koreanisch dafür überhaupt noch nicht reicht. Dazu kommt dann noch, dass ich jede Geschichte abschreiben muss, obwohl ich einfach überhaupt nichts verstehe. Ich sitze im Unterricht durchgängig da und versuche alles abzuschreiben und einfach lösen zu können, aber es ist einfach zu viel und unmöglich in einer Woche zu schaffen. Daher hat sie mir 2 Stunden dabei geholfen, dabei geholfen alles zu übersetzen. Danach waren wir jedoch beide total fertig und es war einfach zu viel, was ich auch zu der Lehrerin sagen werde.
Freitag mussten wir den kompletten Schultag Samulnori lernen, da wir keinen koreanisch Unterricht hatten. Das Schlimme war, dass wir es uns alleine beibringen mussten und nur die Noten bekommen haben, die aber nichts über das Tempo aussagen, sondern nur über die Noten (deong, gung, dta). Nach der Schule hat unsere Counselorin andere Ineract- Schüler und uns zum Pizza essen eingeladen, da wir so viel Samulnori gelernt haben.
Am Sonntag waren wir erst mit der Amerikanerin in der Kirche, aber sie und ich haben um 14 Uhr den Bus zurück nach Seocheon genommen, da wir uns mit der Australierin und anderen Highschool Schülern in einem Café einer Lehrerin getroffen haben. Sie waren alle so extrem nett und ich habe heute mehr mit Schülern geredet als alles in den 2 Monaten zu den Schüler von der Middle School. Alle sind viel offener und interessieren sich für einen. Ich habe bei ihnen nicht mehr das Gefühl, dass ich mit einem Kleinkind rede sondern mit Gleichaltrigen. Sie sind soooo nett und ich möchte alle unbedingt wieder treffen. Später sind wir noch zu der Schule gefahren und Ji Woo (die Australierin) hat und allen anderen vorgestellt. Wir haben bestimmt mit 70 Leuten geredet, wovon ein paar von mir deutsche Sätze beigebracht haben wollten oder direkt gesagt haben, dass ich deren Freundin jetzt bin weil ich gleich alt bin. Ich habe den Tag so viele tolle Menschen getroffen und kennengelernt, zu denen ich auch Kontakt halten möchte, weil es das erste Mal in den ganzen 2 Monaten ist, dass ich mich richtig gut mit welchen verstehe und die einfach so denken wie man selbst. Ich finde es aber trotzdem total schade, dass wir erst ab März zu einer Highschool gehen können..

Ich kann irgendwie überhaupt nicht wahrhaben, dass ich jetzt schon über 2 Monate hier bin. Alles ist so normal geworden und es hat sich ein gewisser Alltag eingespielt. Ich bin echt froh, immer wieder so netten Leuten zu begegnen und dass ich alles hier in Südkorea erleben darf.

Ich vermisse euch,
eure Sharlien


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen